By Matthias Kurp
Musikfernsehen hat in den vergangenen Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Vor allem bei MTV und Viva handelt es sich zum einen um wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen, zum anderen aber auch um Faktoren, die im Leben Jugendlicher eine wichtige Rolle spielen. Vor dem Hintergrund eines grundlegenden Wertewandels sowie des weit verbreiteten vermeintlichen Hangs zum Unpolitischen und der Faszinationswirkung von Pop-Idolen werden die publizistischen Vermittlungspotenziale von Musikfernsehen dargestellt. Darüber hinaus bietet der Band einen umfassenden und aktuellen Überblick über die Entwicklung des Musikfernsehens in Deutschland sowie die intra- und intermedialen Vermarktungsstrategien von Popmusik-Unternehmen und Musikkanälen.
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Vgl. Hepp, Andreas (1998): Fernsehaneignung und Alltagsgesprfiche. Fernsehnutzung aus der Perspektive der Cultural Studies. Opladen, Wiesbaden. S. 44. '" Bezogen auf MTV und Viva erlangt das Gut Popmusik im Bourdieuschen Sinne 2 den Wert eines kulturellen Kapitals. das sowohl der eigenen als auch der Gruppenidentitat dienlich ist: "Der Bezug der Jugendlichen auf popuilire Musik ist (... ) oft ein Gruppenphllnomen. Musik ist eine sozial nutzliche Agentin, die soziale Kollektive vereinheitlicht, Normen vorfUhrt und neue Symbole und Identitllten kreiert:· 3 Jugendliche entwickeln ein feines GespUr daftlr, ob ein Medieninhalt glaubwUrdig vermittelt wird oder die Prasentation kunstlich wirkt.
World Music. 3. tiberarb. u. erw. Neuausg. Mainz. S. 346. Siehe auch Schmidt, Axel (1999): Sound and Vision go MTV - die Geschichte des Musiksenders bis heute. ) (1999): Viva MTV! Popmusik im Fernsehen. M. S. 94f. Optische und akustische Aufmerksamkeit des Rezipienten soli gleichermaBen angeregt werden; so verweisen beispielsweise Tanzszenen, Chor- sowie Volks- und Ritualtanze und spllter auch Ballet und Oper auf das Bestreben, optische und akustische Wahrnehmung miteinander zu verbinden. Siehe dazu Neumann-Braun, Klaus; Schmidt, Axel (1999): McMusic.
331. Vgl. O. S. 88. Der Gedanke einer "Re-Kolonialisierung" dieser Lander mit anderen Mitteln schwingt unweigerlich mit; konservative Kritiker der Konsumwelle amerikanischer Prllgung prognostizierten schon Zll Beginn der 50-er Jahre einen "Kultllr-Imperialismlls" der USA. 32 I Popmusik, Wertewandel und gesellschaftliche Differenzierung Das Prinzip der vertikalen Integration, bei dem die Tontragerindustrie als Bestandteil eines multinationalen Systems zu betrachten ist,1 ermoglichte es der Unterhaltungsindustrie dank verbesserter Vertriebswege und weltweit etablierter Marken ("Brands"), ihre Produkte weltweit zu vertreiben, Die Distribution erfolgt in Form von WertschopJungs-Warenketten, die yom CD-Player bis zur CD reichen, yom Film bis zum dazugehorigen Soundtrack und den passenden MerchandisingArtikeln, Mit diesem Warensortiment, das sehr genau auf die jugendliche Zielgruppe abgestimmt ist, konnte die Unterhaltungsindustrie zu einem der wichtigsten Katalysatoren jugendlicher Identitatsbildung werden.